Der Blick auf eine weite Landschaft. Das Streicheln eines Tieres. Ein stiller Moment in der Natur. Was intuitiv als wohltuend empfunden wird, lässt sich inzwischen auch wissenschaftlich erklären – gerade im Zusammenhang mit chronischen Schmerzen.
Naturbilder & Landschaften: Stressregulation und Schmerzreduktion

Zahlreiche Studien zeigen, dass das Betrachten natürlicher Umgebungen – real oder auf Bildern – zu einer messbaren Reduktion von Schmerzempfinden führen kann. Eine oft zitierte Untersuchung von Ulrich et al. (1984) konnte bereits in den 1980er-Jahren belegen, dass sich Patienten nach Operationen schneller erholten, wenn sie aus dem Fenster ins Grüne blickten statt auf eine Wand.
Neuere bildgebende Verfahren wie funktionelle MRTs zeigen, dass der Anblick von Naturarealen die Aktivität im limbischen System reduziert – also genau in jenen Hirnregionen, die Emotion, Stressverarbeitung und auch die affektive Komponente von Schmerz steuern. Gleichzeitig werden Areale des Belohnungssystems aktiviert (z. B. Nucleus accumbens), die mit Wohlbefinden und positiven Emotionen in Verbindung stehen.
Tierkontakt: Mehr als nur Trost
Ähnlich positiv wirkt sich auch der Kontakt zu Tieren aus. In der sogenannten „Animal Assisted Therapy“ konnte bei Schmerzpatient:innen nachgewiesen werden, dass schon kurze Begegnungen mit Hunden, Pferden oder Kleintieren Stresshormone wie Cortisol senken und gleichzeitig die Ausschüttung von Oxytocin und Endorphinen steigern – beides Botenstoffe, die sowohl emotional beruhigend als auch schmerzlindernd wirken.
Zudem fördern Tiere oft die Aktivierung, das soziale Verhalten und die emotionale Stabilisierung – alles Faktoren, die bei chronischem Schmerz eine wichtige Rolle im Rahmen multimodaler Therapieansätze spielen.
Ein ergänzender Therapiebaustein
Natürlich ersetzt kein Spaziergang und kein Tierkontakt eine ärztliche Behandlung. Aber: In der Kombination mit medizinischer und psychologischer Therapie können Naturerleben und tiergestützte Interventionen helfen, das vegetative Nervensystem zu regulieren, depressive Symptome zu mildern – und das subjektive Schmerzerleben zu verbessern.
Unser Impuls:
Bauen Sie bewusst regelmäßige Naturerlebnisse in Ihren Alltag ein. Ein Spaziergang im Grünen, ein Naturbild im Wohnzimmer oder der Kontakt zu einem Tier kann mehr bewirken, als man denkt – auch wissenschaftlich betrachtet.