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Diabetische Neuropathie

Diabetische Polyneuropathie ist eine Langzeitfolge von Diabetes mellitus und betrifft hauptsächlich die Nerven, die die Beine versorgen. Betroffene klagen über Gangunsicherheit, Gefühlstörungen, Taubheitsgefühle, aber auch Brennen und einschießende Schmerzen. Die Empfindungsstörungen beginnen in der Regel in der Fußsohle und breiten sich langsam in Richtung Knie fort. Die Erkrankung ist aktuell nicht direkt heilbar. Die medikamentöse Standardtherapie mittels Antidepressiva und Antiepileptika scheitert oft an aufgetretenen Nebenwirkungen.

Symptome der diabetischen Neuropathie

Viele Symptome einer länger bestehenden Zuckererkrankung sind bekannt, wie z.B. Durchblutungsstörungen mit konsekutiven Wundheilungsstörungen, Gefäßverkalkungen bis hin zu Herzinfarkt und arterieller Verschlusserkrankung, Schlaganfällen, Nieren- und Augenschäden, aber auch Nerven selbst werden direkt durch hohen Blutzucker beeinträchtigt.

Die häufigsten Symptome der peripheren Polyneuropathie sind Sensibilitätsstörungen an den Füßen, Unruhegefühl in den Beinen und Wadenkrämpfe. Mitunter kommt es auch zu Wundheilungsstörungen, Haarausfall und Veränderungen an den Nägeln.

Diagnostische Symptome, die eventuell bei der medizinischen Untersuchung auffallen können, wären vermindertes Vibrationsempfinden, reduzierte Reflexe und eine herabgesetzte Temperaturempfindung und Sensibilität.

Bei der selteneren, autonomen Neuropathie kann es auch zu Herzrasen, Blutdruckschwankungen, Verdauungs- und Erektionsstörungen kommen.

Wie häufig ist eine schmerzhafte Polyneuropathie bei Diabetes mellitus?

8-10% der europäischen Gesellschaft leiden an Diabetes (1). Je nach Untersuchung leiden 20 bis 60% aller Diabetiker:innen an diabetischer Neuropathie. Dezente Hinweise neuropathischer Symptome sind bereits bei Patient:innen mit einer gestörten Glukosetoleranz zu sehen.

Was kann man gegen diabetische Neuropathie tun?

Schon die optimierte Blutzuckereinstellung kann die Symptome der diabetischen Neuropathie deutlich reduzieren.

Neuropathische Schmerzen sind schwierig zu behandeln. Antiepileptika (Pregabalin Gabapentin, …), Antidepressiva (Duloxetin, Venlafaxin, …) sowie lokale Therapien (Tinkturen oder Pflaster mit Caspaicin (=Chili)) werden regelmäßig zur Behandlung neuropathischer Schmerzen verwendet. Selbst Opioide bringen nur selten entscheidende Vorteile. Zusätzlich werden die Medikamente in höheren Dosen selten ohne relevanter Nebenwirkungen vertragen. Aus Studien und aus dem klinischen Alltag wissen wir, dass 45% der medikamentös behandelten Patient:innen auf die klassische Therapie nicht mit zufriedenstellendem Erfolg ansprechen, allgemein liegt die Wirksamkeit der Antiepileptika und Antidepressiva nur bei zirka 50% (2)! Bei vielen überwiegen die Nebenwirkungen (Schwindelgefühl, Benommenheit, Übelkeit, Mundtrockenheit und Verstopfung (3)), sodass die Therapie von den Patient:innen häufig im Intervall wieder beendet wird (4,5).

  • 50 % der Patient:innen brechen die Einnahme von Duloxetin innerhalb von 6 Monaten ab (6)

  • 61 % der Patient:innen brechen die Einnahme von Gabapentin innerhalb von 6 Monaten ab (6)

  • 77 % der Patient:innen brechen die Einnahme von Pregabalin innerhalb eines Jahres ab (6)

Helfen all diese medikamentöse Ansätze nicht ausreichend, um die Lebensqualität wieder herzustellen, hat sich der SchmerzSchrittmacher, oder Spinal Cord Stimulator, als wertvolle Behandlungsergänzung international etabliert.

Neuromodulation wird empfohlen, wenn mit einer pharmakologischen Behandlung kein zufriedenstellender Erfolg erreicht werden kann

Die Behandlung mittels SchmerzSchrittmacher ist eine sichere und effektive Option für Betroffene mit diabetischer Neuropathie. Das Verfahren ist seit Jahrzehnten bekannt, etabliert und wurde ständig verfeinert. Die Rückenmarkstimulation oder Spinal Cord Stimulation wird bereits von vielen Fachgesellschaften häufig dann empfohlen, wenn mit herkömmlichen Behandlungsoptionen kein zufriedenstellende Schmerzreduktion erreicht werden kann. Beispiele für andere Anwendungsgebiete wären spezielle chronische Rückenschmerzen (failed-back-surgery syndrome), Schmerzen bei speziellen Nervenerkrankungen (komplexes regionales Schmerzsyndrom) aber auch schmerzhaften Gefäßverschlüssen.

Mittels schwacher, nicht spürbarer elektrischer Impulse gelingt es, die Schmerzweiterleitung im Rückenmark ins Gehirn zu reduzieren. Die zwei Elektroden werden im Rahmen einer minimalinvasiven Operation eingebracht und für die Testphase mit einem externen Schrittmachergenerator verbunden. Verläuft die Testphase positiv und die Schmerzen konnten deutlich reduziert werden, wird ein programmierbarer und wiederaufladbarer Generator in einer Kurzoperation unter der Haut eingesetzt.

Die Ergebnisse sind verblüffend:

(1)  https://www.facediabetes.at/zahlen-und-fakten.html
(2) Pain Manag. 2020;10(5):291–300.
(3) Am Fam Physician. 2016;94(3):227–234.
(4) Pain Medicine. 2019;20:S2–S12.
(5) Dtsch Ärztebl Int. 2016;113(37):616–625.
(6) Pain Medicine. 2015;16:2075–2083.
(7)  JAMA Neurol. 2021;78(6):687–698.