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Failed Back Surgery Syndrom

Ein Failed Back Surgery Syndrome (FBSS) oder Postdiskektomie Syndrom bezeichnet Schmerzen in der Lendenwirbelsäule, deren Ursache komplett unklar ist und entweder unverändert nach einer Wirbelsäulenoperation besteht oder sogar erst nach einer solchen aufgetreten ist (Definition der International Association for the Study of Pain). Die Schmerzen sind dabei stets im ursprünglichen OP Gebiet. Die Operation kann die Schmerzen auslösen, verstärken oder nur unzureichend reduzieren.

Risikofaktoren für Failed Back Surgery Syndrome

Internationale Studien haben folgende Risikofaktoren für die Entwicklung eines FBSS gefunden:

Vor der Operation: Angststörungen, Depressionen, massives Übergewicht, Rauchen und unsichere oder ungewollte Arbeitsverhältnisse sind für die Entwicklung von FBSS deutlich signifikanter als anatomische Veränderungen (z.B. Enge des Rückenmarkkanals, Fibrosierung oder Bandscheibenvorwölbung). Auch vorangegangene Wirbelsäulenoperationen erhöhen das Risiko ein Postdiskektomie Syndrom zu erleiden und minimieren die Wahrscheinlichkeit postoperativer Schmerzlinderung.

Die Operation selbst: Eine Operation auf falscher Höhe oder Sanierung nur eines Segments, wo mehrere Segmente saniert werden hätten sollen, führen zu einem FBSS. Umso wichtiger ist nicht nur die korrekte Patient:innenauswahl und Operationstechnik.

Nach der Operation: Durch die Operation selbst, auch wenn sie korrekt und sauber ausgeführt wurde, kann es im Intervall zu eine Postdiskektomie Syndrom kommen, da nachhaltig in das Gesamtgefüge der Wirbelsäule eingegriffen wurde. Instabilitäten der Wirbelkörper, der Bandscheiben, neue Verengungen des Wirbelkanals oder Verwachsungen können zu anhaltenden Beschwerden führen.

Wirbelsäulenversteifung L3-5, Bandscheibeninterponate, Anschlussdegenerationen

Wie häufig ist das Failed Back Surgery Syndrome?

Das Risiko an chronischen Rückenschmerzen im Alter zu erkranken liegt grundsätzlich zwischen 51 und 84%, wobei die Häufigkeit mit zunehmenden Alter steigt und Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Mit der fortschreitenden Alterung der Bevölkerung, den vermehrten Wirbelsäulenoperationen, der steigenden Komplexität dieser Operationen ist die Inzidenz von FBSS in den letzten Jahren massiv gestiegen.

Obgleich Definition und Diagnose von FBSS schwierig sind, sind zirka 10 bis 40% aller Patient:innen nach Wirbelsäulenoperationen von FBSS betroffen. Wobei auch hier gilt, je komplexer und aufwändiger die Operation, umso höher das Risiko für FBSS.

Wo ist das Problem bei Failed Back Surgery Syndrome?

Pathophysiologisch ist das Syndrom komplett unklar und ist eine Kombination aus vielen Faktoren. Am häufigsten zeigt sich eine Enge an der seitlichen Nervenaustrittsstelle. Weiters findet man Bandscheibendegeneration und/oder -vorwölbungen sowie Pseudogelenke. Daneben können noch typische Folgen wie Vernarbungen und Wirbelsäuleninstabilitäten entstehen, wie sie auch einer grundsätzlich gut gelaufenen Wirbelsäulenoperation auftreten. Das „Transitionssyndrom“ beschreibt, dass als Folge der Operation es zu ungewohnten Gewichts- und Belastungsveränderungen in der Wirbelsäule kommt, was ebenfalls zu Schmerzen führt.

Welche Untersuchungen bei Verdacht auf FBSS?

Stets braucht es eine ausführliche Anamnese (wo tut was seit wann wie weh) sowie sämtlicher relevanter Voroperationen (wann, was, wie war es unmittelbar postoperativ). „Red flags“ können Hinweise auf das Vorliegen von Infektionen oder malignen Erkrankungen geben. Auch die psychische Evaluierung (Hinweise auf Angst-, Panikattacken, Depression, Dramatisieren) ist von entscheidender Bedeutung.

Das klassische Wirbelsäulenröntgen ist noch immer ein guter, erster Orientierungspunkt, ob ein Wirbelgleiten, eine Anschlussdegeneration oder Gefügelockerung vorliegt. Die häufige Rückenmarkskanaleinengung durch Vernarbung oder Bandscheibenvorwölbung kann nicht oder nur unzureichend mittels Röntgen diagnostiziert werden, dafür braucht es ein MRT.

Mittels Laboranalysen sollte eine Infektion oder maligne Erkrankung ausgeschlossen werden, gezielte ultraschall-gezielte Nervenwurzelblockaden können einzelne Nervenwurzeln als Ursache für die Schmerzen identifizieren und diese auch entscheidend reduzieren. 

Behandlung von FBSS?

Die Behandlung eines Postdiskektomie Syndroms umfasst sowohl konservative wie invasive Ansätze, wobei mit den konservativen Möglichkeiten begonnen wird.

Konservative Behandlung: Medikamentös stehen uns Nichtsteroidale Schmerzmedikamente, Antiepileptika, Antidepressiva und Opioide bei der Behandlung von FBSS zur Verfügung. Letztere sind allerdings wegen ihrer potentiellen Suchtgefahr und überschaubaren Wirksamkeit mit großer Bedacht zu verwenden. Antiepileptika zeigen eine deutlich schmerzlindernde Wirkung.
Die Kombination von Antiepileptika plus aktiver physiotherapeutischer Behandlung zeigt besonders gute Wirkung und wird daher empfohlen.
Verhaltenstherapeutische Ansätze und andere psychotherapeutische Ansätze verbessern das Outcome entscheidend.

Invasive Behandlung: Gezielte Infiltrationen oder Radiofrequenzbehandlungen der schmerzenden Facettengelenke, Nervenblockaden oder Epidurale Infiltrationen reduzieren die Schmerzen zumindest vorübergehend deutlich. Die Implantation eines SchmerzSchrittmacher (SpinalCordStimulation) zeigt in einigen Studien und entsprechend meiner Erfahrung gute Erfolge bei der Behandlung von FBSS. Die Prozedur ist wenig invasiv und komplett reversibel.
Nur im Ausnahmefall wird eine Re-Operation bei FBSS empfohlen.

Zusammenfassend ist das Failed Back Surgery Syndrome ein häufiges, belastendes Schmerzbeschwerdebild im Rahmen von Wirbelsäulenoperationen, selbst wenn bei der Operation alles richtig gemacht wurde.

Die Behandlung erfolgt solange wie möglich konservativ medikamentös in Verbindung mit physikalischer und psychotherapeutischer Unterstützung. Erst wenn diese Ansätze nicht zum gewünschten Ergebnis führen und gezielte Schmerzblockaden keinen anhaltenden Erfolg zeigen, wird die Implantation eines SchmerzSchrittmachersystems (SpinalCordStimulation) empfohlen.

Weiterführende Quelle und Basis des Artikels: Orhurhu VJ, Chu R, Gill J. Failed Back Surgery Syndrome. [Updated 2023 May 1]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK539777/#

Intraoperativer Situs: Wirbelsäulenversteifung L4/5, Bandscheibenprothese; Einbringen der zweiten Epiduralen Stimulationselektrode für das SCS System